Kursnummer | 21201 |
Dozent |
Prof. Wolfgang Müller-Steinbach
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Datum | Mittwoch, 29.10.2025 19:00–21:00 Uhr |
Gebühr | 10,00 EUR |
Ort |
Kunsthaus Frankenthal
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Von Mozart bis Mahler
DER DOPPELSCHLAG
Zierliche Spielfigur oder Ausdruck schmerzlicher Leidenschaft
Wenige musikalische "Figuren" können derart unterschiedlichen Ausdruckswelten angehören, beim Hörer sogar ganz verschiedene Gefühle auslösen, ihn heftig packen oder völlig unbemerkt vorübergehen wie der sogenannte Doppelschlag.
Bei Haydn kommt er sehr häufig als bloße Verzierung vor, so bisweilen auch bei Mozart. Das bekannteste Beispiel ist das Alla turca aus der A-Dur Sonate KV 331.
Meist bekommt er aber bei Mozart einen charakteristischen Beiklang, ist oft sogar thematisch wichtig. Nicht selten bestimmt vor allem er den Charakter eines Themas.
Bei Beethoven, Schubert und den Romantikern verhält es sich ähnlich. Im 19.Jahrhundert gibt es außer Trillern immer weniger Verzierungen. Schließlich verschwindet diese Tonfolge fast ganz, mit einer bemerkenswerten nahezu extremen Ausnahme: In einem der letzten Werke Mahlers, der 9. Sinfonie, wird eine sehnsüchtige Tonfolge immer dringlicher wiederholt, mit der er verzweifelt die Liebe Almas zurückerfleht. Diese fünftönige Tonfolge ist nichts anderes als ein ausdrucksvoll gespielter Doppelschlag, und wenn sie dann immer schmerzvoller ertönt, kann man nachempfinden, wie sehr Mahler unter der Untreue seiner Frau , diesmal während ihrer Affäre mit Kokoschka, leidet.
Der Referent, Prof. Wolfgang Müller-Steinbach, wird mit vielen Musikbeispielen den erstaunlichen Wandel deutlich machen, den der "Doppelschlag" im Laufe der Jahrhunderte erlebt hat.