Kursnummer | 21201 |
Dozent |
Prof. Wolfgang Müller-Steinbach
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Gebühr | 10,00 EUR |
Ort |
Kunsthaus Frankenthal
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Von Mozart bis Mahler
DER DOPPELSCHLAG
Zierliche Spielfigur oder Ausdruck schmerzlicher Leidenschaft
Wenige musikalische "Figuren" können derart unterschiedlichen Ausdruckswelten angehören, beim Hörer sogar ganz verschiedene Gefühle auslösen, ihn heftig packen oder völlig unbemerkt vorübergehen wie der sogenannte Doppelschlag.
Bei Haydn kommt er sehr häufig als bloße Verzierung vor, ist oft völlig belanglos. So gibt es ihn bisweilen, aber viel seltener, auch bei Mozart, meist bekommt er aber einen charakteristischen Beiklang. Immer wieder ist er hier sogar thematisch wichtig: Das bekannteste Beispiel ist der Schlußsatz Alla turca aus der A-Dur-Sonate KV .... Hier hat er immer noch Verzierungscharakter. In vielen anderen Werken bestimmt aber vor allem er den Charakter eines Themas. Einige davon werden im Vortrag zu hören sein.
Bei Beethoven, Schubert und den Romantikern verhält es sich ähnlich; im 19. Jahrhundert gibt es ohnehin außer Trillern immer weniger Verzierungen. In der "Neuen Musik" und schon in der Übergangszeit verschwindet diese Tonfolge fast ganz. Es gibt aber eine bemerkenswerte nahezu extreme Ausnahme:
In einem der letzten Werke Mahlers, der 9.Sinfonie, wird eine sehnsüchtige Tonfolge immer dringlicher wiederholt, mit der er verzweifelt die Liebe Almas zurückerfleht. Für den Hörer wird diese immer weiter gesteigerte Sehnsuchtsgeste allmählich kaum mehr erträglich. Die fünftönige Tonfolge ist nichts anderes als ein langsam und ausdrucksvoll gespielter Doppelschlag, und wenn sie dann noch einmal und noch einmal immer schmerzvoller ertönt, kann man nachempfinden, wie sehr Mahler unter der Untreue seiner Frau, diesmal während ihrer Affäre mit Kokoschka, leidet.
Der Referent, Prof. W.Müller-Steinbach, wird mit vielen Musikbeispielen den erstaunlichen Wandel deutlich machen, den der "Doppelschlag" im Laufe der Jahrhunderte erlebt hat.